Freitag, 27. März 2015

Çukurova Üniversitesi

Die Universität von Adana ist eine der größten der Türkei: Der Campus beginnt nach einem großen Eingangstor mit einer breiten Straße, von der links und rechts Straßen zu den Wohnheimen der türkischen StudentInnen abgehen. Sie sind nach Geschlechtern getrennt untergebracht und angeblich gibt es eine Sperrstunde um 22 Uhr. Wir wohnen mit anderen ausländischen Studierenden auf dem 'inneren Campus': auf dem Weg dorthin, vielleicht 2-3 km nach dem ersten Tor, muss man einen beschrankten Durchgang passieren, an dem alle ankommenden Kfz kontrolliert werden. Innerhalb dieses immer noch ziemlich großen Bereiches dürfen die Busse kostenlos benutzt werden.
Unser Wohnheim, das 'dreinummerige Gästehaus', liegt etwa 10 Gehminuten vom Seminar für ausländische Sprachen (TÖMER) entfernt, was praktisch ist, weil der Kurs um 8 Uhr morgens beginnt! Da ich zu der kleinen Gruppe gehöre, die im Wohnheim zum Preis von 5 Lira (ca. 1,70 Euro) ein Frühstück bekommt, geht mein Tag wirklich früh los.
Mit meinem Zimmer hatte ich nicht so viel Glück: innerhalb der Inventur beim Einzug wurde festgestellt, dass die meisten aufgeführten Gegenstände, wie Stühle, Hocker oder Töpfe fehlen, was aber nicht zur Folge hatte, dass auch nur einer dieser Gegenstände ergänzt worden wäre. Was bei der Inventur nicht vermerkt wurde, sind die fehlenden Griffe an der Schiebetür zum Badezimmer (innen und außen), die defekte Toilettenspülung (entweder funktioniert sie nicht oder es bildet sich dauerhaft eine Pfütze auf dem Boden) und der Schimmel unter dem Schreibtisch. Immerhin hat man in meinem Zimmer einen relativ guten Zugriff aufs WLAN und die Schnakenplage haben wir mit Hilfe einer Insektizid - Schleuder auch in den Griff bekommen.
Um ein positives Fazit zu ziehen: nach diesen zwei Wochen bin ich reif fürs Wacken!

Fotos aus Adana 2

TÖMER - Gebäude Haupteingang
TÖMER - Kursraum
Treppe zur Cafeteria Turaç
Wohnheim
Blick auf das TÖMER - Gebäude
Auf dem Campus

Montag, 23. März 2015

Et in Adana ego

Perşembe, altıncı gün Türkiye'de - Donnerstag, sechster Tag in der Türkei.
Der Muezzin ruft und ich muss mich schon bewusst dafür entscheiden, es zu bemerken. Wenn man nicht in der Nähe einer Moschee wohnt, wird man davon nicht geweckt, aber eigentlich ist der Gebetsruf fast überall in der Stadt zu hören.
Ich stehe im Bus, fahre durch den Adnan Meveler bulevar. Das Ticket kostet 1,75 Lira, für Studenten 1 Lira (ca. 50 bzw. 30 Cent). Entweder man zahlt direkt beim Geldeinsammler, das ist zumindest wochenends öfters der Sohn des Busfahrers, oder man verfügt über eine aufladbare Fahrkarte, die Kentkart (Stadtkarte). Benim kentkordum var - Ich habe eine Kentkart, - dafür aber noch immer keinen Stadtplan. Wenn die Busfahrer bei Fußgängern vermuten, dass sie mitfahren möchten, hupen sie. Wenn man ein Zeichen gibt, halten sie an.
Adana ist nicht schön, aber lebendig. Es gibt riesige Prachtstraßen mit eindrucksvollen Glasfasaden, aber auch kleine Gässchen voller Müll; Supermärkte, die kein Bier verkaufen, und vom Inhaber geführte Lädchen, in denen das Dosenbier in schwarzen Tüten verkauft wird. Am ersten Tag in der Innenstadt bin ich durch ein Einkaufszentrum geschlendert, in dem fast ausschließlich Handygeschäfte niedergelassen sind. Im obersten Stockwerk gibt es eine 'Buchhandlung', in der ein sehr bärtiger Mann fast nur Koran - Ausgaben verkauft, im Untergeschoss spielen Jungs in verschiedenen Räumen Playstation.
Immer wieder wird man im Bus oder auf der Straße angesprochen; oft sind es Kinder oder Studenten, die ihre paar Worte Englisch anwenden möchten. Für eine Unterhaltung reicht ihr Englisch allerdings leider meistens nicht, genauso wenig wie mein Türkisch. Das wird sich hoffentlich in der nächsten Woche ändern: Inşallah!

Fotos aus Adana 1

Taş köprü
Sabancı Moschee
Einkaufszentrum
Innenstadt
Seyhan Baraj
Ayran-Lokal
Anavarza kalesi

Sonntag, 15. März 2015

Die Reise

Die Reise begann schon mal gut: neben mir auf dem ersten Flug saßen zwei Inder, die augenscheinlich den Flug vor allem deshalb angetreten hatten, um möglichst viele Tuborg-Dosen abzustauben. Der eine der beiden versuchte außerdem vergeblich, eine zweite Portion seines Hindu-Spezialmenüs zu ordern. Sonst waren sie friedlich und schauten sich einen Film an - was ich auch getan hätte, wenn ich gleich bemerkt hätte, dass Richard Linklaters 'Boyhood' zur Verfügung stand. Bei 2:41 h Filmlänge und nur 2:55 h Flugdauer ist das aber auch ein ambitioniertes Unterfangen. Ich verstehe nicht ganz, warum auf einem so relativ kurzen Flug keine Serien zum Gucken angeboten werden.
Der zweite Flug begann noch lustiger: Nachdem eine unglaublich schlecht gelaunt guckende Türkin den armen in meiner Sitzreihe am Gang sitzenden Ami (T-shirt-Aufschrift "Texas Proud") mit einem Redeschwall dazu bewegen wollte, auf den Mittelplatz zu rutschen, fragte auch mich kurz darauf der Steward sehr höflich, ob ich mir nicht vorstellen könne, meinen Fensterplatz zu räumen. Nein, konnte ich nicht. Für die nette Dame hätte das ja schließlich auch keine Komfort-Auswirkungen gehabt. Und, wie der Ami mir daraufhin zuraunte: "That's why we check in earlier." Right.

Montag, 9. März 2015

Impresiones de Valencia

Cuidado con el perro

Parque de atracciones en la periferia

Arroz al horno

Barcas en la playa

Quiosco de petardos

Montag, 2. März 2015

Steinbrücke

Wenn ich das recht verstehe, ist Adana also deutlich älter, als alle deutschen und wahrscheinlch auch die meisten anderen mittel- und westeuropäischen Städte: In Deutschland gelten von den Römern gegründete Städte wie Trier als die ältesten. Aber Rom selbst ist ja im Vergleich zu mesopotamischen, phönizischen oder griechischen Städten verhältnismäßig jung - wir erinnern uns: 753 - Rom springt aus dem Ei.
Was gilt dann eigentlich als älteste Stadt der Welt, die noch bewohnt wird? Die ältesten Zivilisationen kennt man ja aus Ägypten und dem sogenannten Fruchtbaren Halbmond, der von Südostanatolien und Palästina über das Zweistromland, also Mesopotamien reicht. Da Städte wie Sumer und Babylon nicht mehr existieren, wären mir als erste Kandidaten Kairo, Athen und Jerusalem eingefallen. Der Wikipedia Liste historischer Stadtgründungen zufolge scheint sich Jericho als älteste Stadt der Welt zu vermarkten. Eine der ältesten Städte, im Fruchtbaren Halbmond gelegen, wird übrigens demnächst nicht mehr viel Historisches enthalten: Aleppo.

Das Reich der Hethiter, übrigens zur Regierungszeit des Großkönigs mit dem schönen Namen Suppiluliuma II., zerbrach vermutlich unter dem Ansturm der mysteriösen sogenannten Seevölker. "Das gesamte Staatensystem der vorderasiatischen Welt stand vor dem Umbruch, für den auch der nach ägyptischen Quellen sogenannte Seevölkersturm mitverantwortlich war. In einem Brief, den der König von Alasija, d.h. von Zypern, an den König von Ugarit geschrieben hat, wird vor den Schiffen gewarnt, die den gesamten östlichen Mittelmeerraum in Unruhe versetzten. Ein hethitischer Text berichtet gar von einer Seeschlacht bei Alasija. Wer diese Seevölker - eine mehr oder weniger lockere Sammlung unterschiedlicher Bevölkerungsgruppen, die um 1200 herum eine Art Völkerwanderung auslösten - eigentlich waren, ist bis heute nicht völlig geklärt, insbesondere ist fraglich, was die Ursache für diese Wanderbewegung eigentlich gewesen sein könnte." (Klinger, S. 117). Eigentlich ist es ja auch relativ egal, was der Grund war - spannend ist doch, dass es solch wichtige Ereignisse gegeben hat, von denen immer noch fast nichts bekannt ist.
Von diesen Ereignissen dürften auch die Luwier in Kizzuwatna betroffen gewesen sein. Später wurde die Gegend, die bei den Römern die Provinz Cilicia (griechisch Κιλικία) bildete und heute Çukorova heißt, Teil des Perserreiches. Nach Alexanders Siegen gegen Dareios wurde es ins makedonische Reich eingegliedert, danach ins Diadochenreich des Seleukos. In dieser Zeit trug Adana - wie viele andere Städte im Seleukidenreich auch - den Namen Antiochia, nach Antiochos IV., einem Seleukidenherrscher im 2. Jh. v. Chr. Die berühmteste Stadt dieses Namens ist das heutige Antakya. Es liegt nur etwa 190 km entfernt von Adana am Fluss Orontes, heute Nahr al-Asi.
Mit der Schaffung von Provinzen im Osten tat Rom sich lange Zeit schwer. Durch die Schwäche des Seleukidenreiches und verschiedene Koalitionswechsel mit und gegen Rom blieb den Römern aber schließlich nichts anderes übrig. Cilicia bildete erst als Vasallenstaat eine Pufferzone zum Reich der Parther hin und wurde dann um ca. 70 v. Chr. römische Provinz: "Imperien enden meist nicht, wie moderne Natinalstaaten, an einer klar definierten Grenzlinie; sie laufen eher an ihrer Peripherie in einen breiten Grenzsaum aus, in dem die vom Zentrum ausgehende Macht und der von ihm ausstrahlende kulturelle Einfluss mit zunehmender Entfernung allmählich abnehmen." (Sommer, S. 51f.)

Den Römern verdankt Adana letztlich, trotz weit älterer Geschichte, sein ältestes Bauwerk, die Taşköprü (Taş = Stein, köprü = Brücke). Sie soll die älteste noch benützte Brücke der Welt sein.

By MUSTAFA TOR (tr:Resim:Taşköprü'nün Panoramik Fotoğrafı.jpg) [CC BY-SA 2.5 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/2.5)], via Wikimedia Commons


















Quellen:
Jörg Klinger, Die Hethiter, München 2007.
Michael Sommer, Der römische Orient. Zwischen Mittelmeer und Tigris, Darmstadt 2006.