Aus Anlass meiner geplanten Reise nach Adana habe ich mich gefragt: was ist das eigentlich für eine Stadt und in was für einer Gegend liegt sie? In einer kleinen Serie werde ich versuchen, ein paar Infos darüber zusammenzutragen.
Adana ist heute die fünftgrößte Stadt der Türkei. Versucht man, sich über die Stadt zu informieren, stößt man schnell auf die Information, der hethitische Name der Stadt sei Adanija. D.h., es handelt sich um eine Gegend, die schon seit sehr langer Zeit besiedelt ist. Kein Wunder: der vordere Orient ist schließlich auch die Heimat der bekannteren uralten Zivilisationen der Sumerer, Akkader und Babylonier.
Als Sprachwissenschaftler - wenn auch mit Spezialisierung auf wesentlich jüngere alte Sprachstufen, fällt mir bei den Hethitern v.a. ihre Sprache ein. Denn das Hethitische ist die älteste indogermanische Sprache, in der Schriftzeugnisse überliefert sind. Es ist also z.B. mit dem Deutschen, Italienischen und Russischen verwandt. Interessant ist das auch, wenn man bedenkt, dass die heutige Hauptsprache Anatoliens, also das Türkische, nicht zu den indogermanischen Sprachen gehört. Solche sind aber die Minderheitensprachen Kurdisch, Zazaisch und Armenisch. Leider gibt es, soweit ich weiß, keine Hinweise darauf, dass diese Sprachen auf das Hethitische zurückgehen: Das wäre mal eine schöne These. Es ist eben doch über die Jahrtausende viel in Bewegung gewesen: Die Indogermanen sollen aus Südrussland gekommen sein, die Turkvölker aus der nördlichen Mongolei.
Wenn man sich aber ein bisschen über die Hethier und das Hethitische informiert, stellt man fest, dass um Adana ein Königreich mit dem schönen Namen Kizzuwatna lag und dass im Süden Anatoliens das Luwische verbreitet war.
Adana ist heute die fünftgrößte Stadt der Türkei. Versucht man, sich über die Stadt zu informieren, stößt man schnell auf die Information, der hethitische Name der Stadt sei Adanija. D.h., es handelt sich um eine Gegend, die schon seit sehr langer Zeit besiedelt ist. Kein Wunder: der vordere Orient ist schließlich auch die Heimat der bekannteren uralten Zivilisationen der Sumerer, Akkader und Babylonier.
Als Sprachwissenschaftler - wenn auch mit Spezialisierung auf wesentlich jüngere alte Sprachstufen, fällt mir bei den Hethitern v.a. ihre Sprache ein. Denn das Hethitische ist die älteste indogermanische Sprache, in der Schriftzeugnisse überliefert sind. Es ist also z.B. mit dem Deutschen, Italienischen und Russischen verwandt. Interessant ist das auch, wenn man bedenkt, dass die heutige Hauptsprache Anatoliens, also das Türkische, nicht zu den indogermanischen Sprachen gehört. Solche sind aber die Minderheitensprachen Kurdisch, Zazaisch und Armenisch. Leider gibt es, soweit ich weiß, keine Hinweise darauf, dass diese Sprachen auf das Hethitische zurückgehen: Das wäre mal eine schöne These. Es ist eben doch über die Jahrtausende viel in Bewegung gewesen: Die Indogermanen sollen aus Südrussland gekommen sein, die Turkvölker aus der nördlichen Mongolei.
Wenn man sich aber ein bisschen über die Hethier und das Hethitische informiert, stellt man fest, dass um Adana ein Königreich mit dem schönen Namen Kizzuwatna lag und dass im Süden Anatoliens das Luwische verbreitet war.
Kizzuwatna lag im Südosten Anatoliens, zwischen dem hethitischen Großkönigtum in Zentralanatolien und dem
hurritischen Reich Mittani im heutigen Nordsyrien, und war politisch wohl zeitweise mehr von
der einen, dann von der anderen Großmacht abhängig.
Das Luwische ist mit dem Hethitischen verhältnismäßig nahverwandte Sprache und ist vom 16. Jahrhundert bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. überliefert. Während das Hethitische aber die in Mesopotamien entwickelte Keilschrift verwendete, wurde das Luwische sowohl in Keilschrift als auch in Hieroglyphenschrift ('Bildluwisch') geschrieben. Und nur 120 km von Adana entfernt, in Karatepe-Arslantaş, wurde der wichtigste Fund der Luwistik (?) gemacht: eine Inschrift mit luwischem und phönizischem Text, die sogenannte Bilingue von Karatepe (8. Jh. v. Chr.), mit deren Hilfe das Luwische entziffert werden konnte. Darin ist auch von Adana die Rede:
Das Luwische ist mit dem Hethitischen verhältnismäßig nahverwandte Sprache und ist vom 16. Jahrhundert bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. überliefert. Während das Hethitische aber die in Mesopotamien entwickelte Keilschrift verwendete, wurde das Luwische sowohl in Keilschrift als auch in Hieroglyphenschrift ('Bildluwisch') geschrieben. Und nur 120 km von Adana entfernt, in Karatepe-Arslantaş, wurde der wichtigste Fund der Luwistik (?) gemacht: eine Inschrift mit luwischem und phönizischem Text, die sogenannte Bilingue von Karatepe (8. Jh. v. Chr.), mit deren Hilfe das Luwische entziffert werden konnte. Darin ist auch von Adana die Rede:
"a+wa am-inza haliy-anza Adana+wann-inzi irh-inzi ladara-ha zina ipam-i tawiyan zin+pa+wa isatam-i tawiyan" = "In meinen Tagen erweiterte ich das adanische Gebiet einerseits gegen Westen, aber andererseits auch gegen Osten." |
By Klaus-Peter Simon (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons |
Worauf ich sonst noch gestoßen bin: Das hethitische Reich mit seinem Zentrum in Hattusa (heute Boğazkale, 200 km östlich von Ankara)
erstreckte sich über ganz Anatolien. Das homerische Troja war im 13.
Jahrhundert v. Chr. ein Vasallenstaat des Hethiterreiches, deshalb interessiert sich auch die umfangreiche Troja-Forschung für die Hethiter. Der etwas seltsame
Gelehrte Raoul Schrott vertrat in seinem 2008 erschienenen Buch Homers Heimat. Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe allerdings die These, Troja sei mit der Festung Karatepe-Arslantaş (!) gleichzusetzen und der Kampf um Troja habe folglich in Südostanatolien stattgefunden. Aber auch im Troja Schliemanns (Provinz Çanakkale) wurde ein luwisches Schriftdenkmal gefunden: es stammt aus der Zeit um 1130 v. Chr.
Quellen:
Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, hg. von Walter Beyerlin, 2. Aufl. Göttingen 1985.
Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, hg. von Walter Beyerlin, 2. Aufl. Göttingen 1985.
Jörg Klinger, Die Hethiter, München 2007.
Harald Haarmann, Die Indoeuropäer. Herkunft, Sprachen, Kultur, München 2010.