Sonntag, 15. Februar 2015

Adanija

Aus Anlass meiner geplanten Reise nach Adana habe ich mich gefragt: was ist das eigentlich für eine Stadt und in was für einer Gegend liegt sie? In einer kleinen Serie werde ich versuchen, ein paar Infos darüber zusammenzutragen.
Adana ist heute die fünftgrößte Stadt der Türkei. Versucht man, sich über die Stadt zu informieren, stößt man schnell auf die Information, der hethitische Name der Stadt sei Adanija. D.h., es handelt sich um eine Gegend, die schon seit sehr langer Zeit besiedelt ist. Kein Wunder: der vordere Orient ist schließlich auch die Heimat der bekannteren uralten Zivilisationen der Sumerer, Akkader und Babylonier.
Als Sprachwissenschaftler - wenn auch mit Spezialisierung auf wesentlich jüngere alte Sprachstufen, fällt mir bei den Hethitern v.a. ihre Sprache ein. Denn das Hethitische ist die älteste indogermanische Sprache, in der Schriftzeugnisse überliefert sind. Es ist also z.B. mit dem Deutschen, Italienischen und Russischen verwandt. Interessant ist das auch, wenn man bedenkt, dass die heutige Hauptsprache Anatoliens, also das Türkische, nicht zu den indogermanischen Sprachen gehört. Solche sind aber die Minderheitensprachen Kurdisch, Zazaisch und Armenisch. Leider gibt es, soweit ich weiß, keine Hinweise darauf, dass diese Sprachen auf das Hethitische zurückgehen: Das wäre mal eine schöne These. Es ist eben doch über die Jahrtausende viel in Bewegung gewesen: Die Indogermanen sollen aus Südrussland gekommen sein, die Turkvölker aus der nördlichen Mongolei.
Wenn man sich aber ein bisschen über die Hethier und das Hethitische informiert, stellt man fest, dass um Adana ein Königreich mit dem schönen Namen Kizzuwatna lag und dass im Süden Anatoliens das Luwische verbreitet war.
Kizzuwatna lag im Südosten Anatoliens, zwischen dem hethitischen Großkönigtum in Zentralanatolien und dem hurritischen Reich Mittani im heutigen Nordsyrien, und war politisch wohl zeitweise mehr von der einen, dann von der anderen Großmacht abhängig.
Das Luwische ist mit dem Hethitischen verhältnismäßig nahverwandte Sprache und ist vom 16. Jahrhundert bis zum 7. Jahrhundert v. Chr. überliefert. Während das Hethitische aber die in Mesopotamien entwickelte Keilschrift verwendete, wurde das Luwische sowohl in Keilschrift als auch in Hieroglyphenschrift ('Bildluwisch') geschrieben. Und nur 120 km von Adana entfernt, in Karatepe-Arslantaş, wurde der wichtigste Fund der Luwistik (?) gemacht: eine Inschrift mit luwischem und phönizischem Text, die sogenannte Bilingue von Karatepe (8. Jh. v. Chr.), mit deren Hilfe das Luwische entziffert werden konnte. Darin ist auch von Adana die Rede:

"a+wa am-inza haliy-anza Adana+wann-inzi irh-inzi ladara-ha zina ipam-i tawiyan zin+pa+wa isatam-i tawiyan" = "In meinen Tagen erweiterte ich das adanische Gebiet einerseits gegen Westen, aber andererseits auch gegen Osten."

By Klaus-Peter Simon (Own work) [CC BY-SA 3.0 (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0)], via Wikimedia Commons
Worauf ich sonst noch gestoßen bin: Das hethitische Reich mit seinem Zentrum in Hattusa (heute Boğazkale, 200 km östlich von Ankara) erstreckte sich über ganz Anatolien. Das homerische Troja war im 13. Jahrhundert v. Chr. ein Vasallenstaat des Hethiterreiches, deshalb interessiert sich auch die umfangreiche Troja-Forschung für die Hethiter. Der etwas seltsame Gelehrte Raoul Schrott vertrat in seinem 2008 erschienenen Buch Homers Heimat. Der Kampf um Troia und seine realen Hintergründe allerdings die These, Troja sei mit der Festung Karatepe-Arslantaş (!) gleichzusetzen und der Kampf um Troja habe folglich in Südostanatolien stattgefunden. Aber auch im Troja Schliemanns (Provinz Çanakkale) wurde ein luwisches Schriftdenkmal gefunden: es stammt aus der Zeit um 1130 v. Chr.

Quellen:
Religionsgeschichtliches Textbuch zum Alten Testament, hg. von Walter Beyerlin, 2. Aufl. Göttingen 1985.
Jörg Klinger, Die Hethiter, München 2007.
Harald Haarmann, Die Indoeuropäer. Herkunft, Sprachen, Kultur, München 2010.

Montag, 9. Februar 2015

'Sabotage'

Eine Coverversion von dem Überhit der Beastie Boys, gespielt von Korn und Slipknot? Exzellent.

 http://25.media.tumblr.com/tumblr_lhbp8qQCm41qaggoeo1_500.jpg

Sound-technisch hätte man allerdings meines Erachtens auf die Maskenmänner von Slipknot verzichten können. Optisch auch: Jonathan Davis' Rock, nun ja, rockt.


Montag, 2. Februar 2015

Tatortkritik: Freddy tanzt

Die Tatortkritik ist wahrscheinlich eines der beliebtesten Blogger- (und Twitter-) Themen überhaupt. Also warum nicht.
Dabei scheint es vor allem darum zu gehen, bissige Kommentare auf scheinbar pointierte, meist jedoch schlicht verkürzende Weise abzugeben - vgl. Twittritik und Zeitonline-Tatortkritik. Richtig gesehen wurde die Bedeutung des Tatort-Gebäudes; nicht gesehen wurde, dass es im Kölner Tatort 'Freddy tanzt' natürlich um die Gegenüberstellung zweier Gebäude ging, nämlich des vielfach im Bild zu sehenden Tatorts Nr. 77a und des Hauses, in dem Kommissar Ballauf (übrigens auch aus meiner Sicht trotz des Titels mit der dynamischeren Rolle) lebt. Während die Bewohner in Nr. 77a einander kennen - und, wie wir erfahren, auch decken - , ist Ballaufs Haus die Rolle des anonymen Großstadtbunkers zugedacht, wie der Provinzler ihn sich vorstellt und fürchtet. Interessant ist aber der Gegensatz zum Tatort-Gebäude: trotz der dort gelebten Anonymität, oder, wie Ballauf sagt, Toleranz, trägt man einander die Koffer durchs Treppenhaus und leistet Massagedienste. Es stellt sich die Frage, ob das Opfer, von dem wir leider nicht erfahren, ob er Rachmaninovs drittes Klavierkonzert je gemeistert hat, hier mehr Unterstützung erfahren hätte.



Schade, dass Freddy Schenks Wohnverhältnisse nicht gezeigt wurden.