Sonntag, 1. Mai 2016

Mein Senf zum Thema Mats H.

Zum Thema, das viele Fußballfans in der letzten Woche bewegt hat, muss auch ich mich kurz äußern:
Der Kapitän des zweitbesten Vereins in der Bundesliga möchte zum besten derselben wechseln. Warum will er das? Die möglichen Erklärungsversuche: Um Geld geht es dem als intelligent geltenden Hummels nicht; er komme aus München, wolle wieder näher zu seiner Familie; nach der Niederlage im Viertelfinale der Europa-League habe er eingesehen, dass er mit dem BVB keine Titel mehr gewinnen könne.
Seit Sandro Wagner wissen wir ja, dass Fußballspieler eigentlich nicht leistungsgerecht bezahlt werden, da sie ja ihre Jugend nicht ausleben konnten. Das gilt sicher in besonderem Maße für Spieler, die relativ regelmäßig in der Champions League und der Nationalmannschaft spielen. Da Hummels aber ja ein intelligenter Spieler ist, kann es daran nicht liegen, denn intelligente Menschen können sich auch mit 5 Millionen Jahresgehalt arrangieren. Wenn man ihnen mehr bezahlt, spenden sie den Überschuss an bedürftige Kollegen bei Darmstadt 98.
Wesentlich wahrscheinlicher ist da doch die zweite These: die Familiennähe. Wie jeder weiß, sind Fußballspieler sehr familienfreundliche Menschen - eine löbliche Ausnahme in dieser schnelllebigen Zeit! Deswegen wechseln sie meist nur innerhalb eng begrenzter Regionen den Verein, wie man beispielsweise am fast ausschließlich aus Bayern zusammengesetzten Kader des FC Bayern sieht. Dass Hummels es so lange im von München ca. 600 km entfernten Dortmund ausgehalten hat, ist direkt erstaunlich. Wie macht das eigentlich Shinji Kagawa??!
Der entscheidende Faktor ist aber das Titelsammeln. Dem einen oder anderen ist seit dem Gewinn der Weltmeisterschaft 2014 schon eine gewisse Veränderung im Wesen des Balotelli-Freunds Mats Hummels aufgefallen - nennen wir es eine Art offensive Selbstsicherheit. Da die Nationalmannschaft mit Hummels die Weltmeisterschaft gewonnen hat, scheint er von nun an davon auszugehen, dass in seinem Beisein selbst bei eigenen Fehlern eigentlich kein Spiel verloren gehen sollte. Dennoch gelingen diesem BVB keine Titel, selbst wenn es gegen Wolfsburg geht. Also muss Mats dahin, wo Titel schon nicht mal mehr gefeiert werden: nach München.

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Gestern fand das erste Spiel des BVB seit dem Bekanntwerden des Wechselwunsches von M.H. statt und beim Betrachten der Berichterstattung glaube ich, etwas verstanden zu haben - wahrscheinlich für die meisten nichts Neues: Fußball ist für die direkt Beteiligten etwas ganz Anderes als für die Fans. Zum großen Erstaunen der TV-Reporter, des Managements, des Trainers, der Mannschaftskollegen und Matsens pfeifen ihn die Fans auf der Südtribüne aus! Was fällt ihnen denn ein, wo er sich doch so viele Jahre für sie und den Verein aufgeopfert hat. Oder besser gesagt: für den Verein gearbeitet hat. Denn darum geht es letztlich - wohl den allermeisten. Und der gemeine Fan wechselt doch auch seinen Arbeitsplatz, lässt sich von der Abteilung A in die Abteilung G versetzen und zieht auch mal um, wenn sich ein schöner Bauplatz finden lässt!
Außerdem spielen die Armen Fußball, seitdem sie laufen können. Dabei haben sie immer wieder den Verein gewechselt, haben beim SV Unlingen gespielt, dann beim FV Bad Saulgau 04, beim SSV Ulm 1846 und schließlich beim VfB Stuttgart. Sie können doch nicht ständig ihr Herz einem anderen Verein schenken, wo sie doch als Kinder schon in Bayern-München-Bettwäsche geschlafen haben! Warum haben sie das damals getan? Weil sie gewinnen wollten. Weil sie mit dem eigenen Verein eben auch manchmal verloren haben und das so gar keinen Spaß macht. Das Kind im Fußballer will gewinnen, und trotz seiner offensiven Selbstsicherheit glaubt es nicht daran, dass es selbst bei einem anderen Verein als dem rot-weißen entscheidend dazu beitragen könnte, dass dies oft genug geschieht. Ob sich die so erzielten Erfolge genauso gut anfühlen, wird er selbst beurteilen müssen.


Es gibt nie nie nie einen anderen Verein!