Freitag, 4. Januar 2019

Ադանա

So. Der Titel dieses Posts gibt uns allen die schöne Gelegenheit, das armenische Alphabet zu lernen. Würde ich ja auch wirklich gerne machen, denn das armenische Alphabet ist nicht nur richtig alt (Erfindung durch den heiligen Mesrop, 407 n. Chr, also viel älter als das kyrillische Alphabet, 10. Jahrhundert), ich finde, es ist auch richtig schön. Der Titel enthält nur drei Buchstaben der insgesamt 37 armenischen Buchstaben: A (a), d und n. Heißt also (Überraschung): Adana.
Mit diesen Kenntnissen kann man noch nicht mal die Transkription des Namens von Armeniens Fußballer der Jahre 2011-2014 überprüfen: Հենրիխ Մխիթարյան.
Aber warum schreibe ich jetzt über das Armenische, Armenier und Armenien, wo doch die letzten Blogeinträge (endlich einmal) in eine gewisse Richtung zu gehen schienen? Und ja: es geht immer noch um die selbe Gegend. Aber nach Hethitern und Luwiern, Griechen und Römern waren es noch immer nicht die Türken, die Kilikien besiedelten, sondern die Armenier.
Die wohnten nämlich nicht schon immer in der Gegend des heutigen Landes im Süden des Kaukasus. Von Zeit zu Zeit wird bei uns ja der Völkermord an den Armeniern Anfang des 20. Jahrhunderts thematisiert. Von daher weiß man schon, dass es Armenier im Osmanischen Reich gab. Aber man stellt sie sich doch eher als vereinzelt lebende Grüppchen. Wo sie her kamen und wann, überlegt man sich kaum.
Tatsächlich existierte in Kilikien über drei Jahrhunderte ein armenisches Königreich, genannt Kleinarmenien. Die Gegend war zunächst ein von Byzanz an einen armenischen Fürsten vergebenes Lehen. Zum Reich wurde es erst als Folge aus der Schwäche des Byzantinischen Reiches: einerseits, weil dadurch die Seldschuken armenische Siedlungsgebiete weiter nördlich erobern konnten, andererseits, weil die Byzantiner sie nicht wirkungsvoll an der Reichsgründung hindern konnten. Das kleinarmenische Reich war eines der wenigen eigenständigen armenischen Reiche überhaupt in der Geschichte. 
Die Herkunft der Armenier ist nicht zweifelsfrei geklärt; soweit die Quellen reichen lebten Armenier oder wahrscheinliche Vorfahren in Ostanatolien, v.a. in der Region um den Van-See.
Das bedeutendste Denkmal der armenischen Präsenz in Kilikien ist die Burg Anavarza, auf Armenisch Anazarbos. Ich hoffe sehr, dass ich es dorthin schaffen werde, und überlege schon die ganze Zeit, ob es sich lohnt, für diesen Ausflug die Wanderstiefel einzupacken!

Anavarza Kalesi - Urheber: Mustafa Tor (2007)


Quellen:
Elisabeth Bauer, Armenien: Geschichte und Gegenwart, Luzern 1977.