Vor ein paar Jahren ging man, wenn man in der Universitätsbibliothek Tübingen etwas
ausleihen wollte, an den Schalter im Lesesaal. Dort stand eine
Bibliotheksangestellte oder ein Bibliotheksangestellter. Vielleicht
waren es auch Bibliothekar*innen oder mal so, mal so. Jedenfalls
scannten sie die Bücher ab, die man ausleihen wollte, wiesen darauf
hin, wenn man ein nicht-ausleihbares Buch genommen hatte, fragten, ob
man Gebühren gleich bezahlen wolle und gaben Fernleihen heraus. Manche
waren langsam und es bildeten sich Schlangen. Dann informierte man die
Kolleg*innen: Geh jetzt nicht, Frau xy ist an der Ausleihe. Manche waren
muffig und unfreundlich: man hatte den Eindruck, sie wollten einem die
Bücher nur ungern herausgeben, als würden sie sie als ihren eigenen Besitz betrachten. Andere waren schnell und effizient, andere freundlich. Einer, er trug
einmal, am Tag nach einem Sieg gegen den BVB, ein Trikot von Eintracht
Frankfurt, verabschiedete einen immer mit den Worten: viel Spaß!
Und ich dachte mir dann: Wie schön! Obwohl er weiß, dass die
allermeisten Besucher Bücher zur Prüfungsvorbereitung und für die
Abfassung von Hausarbeiten mitnehmen, deren Lektüre ihnen vermutlich
auch Mühe bereiten wird, ist er überzeugt davon, dass die Beschäftigung
mit Büchern Spaß machen kann - und sollte!
Seit die Ausleih- und
Rückgabeautomaten installiert wurden, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Man kann jetzt mit vollaufgedrehter Musik auf den Ohren und ohne
Rucksack und Jacke abzugeben bis zum Lesesaal durchgehen, Bücher
auswählen und entleihen, ohne mit einem Menschen in Kontakt treten zu
müssen.
Was für ein Fortschritt.
Freitag, 2. Oktober 2020
Bibliothekserinnerungen
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