Freitag, 2. Oktober 2020

Bibliothekserinnerungen

Vor ein paar Jahren ging man, wenn man in der Universitätsbibliothek Tübingen etwas ausleihen wollte, an den Schalter im Lesesaal. Dort stand eine Bibliotheksangestellte oder ein Bibliotheksangestellter. Vielleicht waren es auch Bibliothekar*innen oder mal so, mal so. Jedenfalls scannten sie die Bücher ab, die man ausleihen wollte, wiesen darauf hin, wenn man ein nicht-ausleihbares Buch genommen hatte, fragten, ob man Gebühren gleich bezahlen wolle und gaben Fernleihen heraus. Manche waren langsam und es bildeten sich Schlangen. Dann informierte man die Kolleg*innen: Geh jetzt nicht, Frau xy ist an der Ausleihe. Manche waren muffig und unfreundlich: man hatte den Eindruck, sie wollten einem die Bücher nur ungern herausgeben, als würden sie sie als ihren eigenen Besitz betrachten. Andere waren schnell und effizient, andere freundlich. Einer, er trug einmal, am Tag nach einem Sieg gegen den BVB, ein Trikot von Eintracht Frankfurt, verabschiedete einen immer mit den Worten: viel Spaß! Und ich dachte mir dann: Wie schön! Obwohl er weiß, dass die allermeisten Besucher Bücher zur Prüfungsvorbereitung und für die Abfassung von Hausarbeiten mitnehmen, deren Lektüre ihnen vermutlich auch Mühe bereiten wird, ist er überzeugt davon, dass die Beschäftigung mit Büchern Spaß machen kann - und sollte!
Seit die Ausleih- und Rückgabeautomaten installiert wurden, habe ich ihn nicht mehr gesehen. Man kann jetzt mit vollaufgedrehter Musik auf den Ohren und ohne Rucksack und Jacke abzugeben bis zum Lesesaal durchgehen, Bücher auswählen und entleihen, ohne mit einem Menschen in Kontakt treten zu müssen.
Was für ein Fortschritt. 

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